Ein Spiel dauert 96 Minuten
Der OSC Vellmar macht aus 0:1 ein 2:1 und kassiert doch noch den AusgleichVellmar. Die fünfte Minute der Nachspielzeit lief, da stürmte Dominik Lohne mutterseelenallein auf das Tor zu. Sein OSC Vellmar führt 2:1 gegen die favorisierten Sportfreunde aus Seligenstadt. „Das Ding ist mir dann irgendwie versprungen", sagt der Stürmer später. Lohne scheitert an Torhüter Jaworowicz. Halb so schlimm, oder? Schließlich rechnet alles angesichts von vier angezeigten Minuten Nachspielzeit mit dem Abpfiff.
Schiedsrichter Thorsten Eck aber lässt noch einen Angriff der Gäste laufen. Nicht zu Unrecht, da es eine längere Verletzungsunterbrechung gegeben hatte. Als er schließlich abpfeift, da steht es tatsächlich 2:2. Mit dem letzten Schuss der Partie hatte Julius Väth von der Strafraumgrenze den Ausgleich erzielt.
Das war natürlich ganz bitter für die Gastgeber. „Zwei verlorene Punkte. Das ärgert mich schwarz. Vor allem weil wir, so wie ich auch, unsere Chancen nicht genutzt haben", sagte Lohne, der in der Partie an ganz vielen wichtigen Szenen beteiligt war.
Und es war eine verrückte Partie, in der die spielerisch überlegenen Gäste zur Pause eigentlich entscheidend hätten führen müssen. Und in der am Ende doch vor allem die Gastgeber um den vergebenen Sieg trauerten. OSC-Trainer Mario Deppe allerdings ließ sich auch von dem späten Ausgleich nicht blenden. Sein Fazit: „Mit diesem Punkt bin ich am Ende trotzdem zufrieden."
Er hatte nicht vergessen, dass die Unterlegenheit seiner Elf im ersten Durchgang ihn zu ungewöhnlichen Maßnahmen gezwungen hatte. Schon in der 40. Minute hatte er mit Andre Schnell und Christopher Löbel für Thomas Müller und Felix Bredow zwei neue Spieler gebracht. Kurz vor der Pause sorgte eine Co-Produktion dieses Duos tatsächlich auch für den ersten ansehnlichen Vellmarer Angriff.
Bis dahin hatte fast nur Seligenstadt gespielt. Angesichts der Überlegenheit der Gäste war es fast paradox, dass sie für den Führungstreffer einen Elfmeter benötigten - nach Moritz Meusers Schubser gegen Peter Sprung, der selbst verwandelte (12.). Schiedsrichter Eick hatte hier hart, aber ebenso richtig entschieden wie kurz vor der Pause, als er nach Lohnes Foul gegen Sprung an der Mittellinie nicht das von den Gästen geforderte Rot zog, sondern es bei Gelb beließ.
„Das haben wir auch selten, dass Dominik so ein Zeichen setzt", kommentierte Trainer Deppe die Szene. Und Lohne tat nicht nur das. Kurz nach der Pause war er zur Stelle, als Torhüter Jaworowicz den Ball abprallen ließ, und erzielte den Ausgleich. Und in der 71. Minute holte er den Elfmeter heraus, den Dennis Schanze zum 2:1 verwandelte. Die Partie war gekippt. Und sie schien entschieden, auch weil Gäste-Akteur Tim Franz zuvor bereits mit Gelb-Rot vom Platz musste (59.). Bis, ja bis die Vellmarer lernen mussten, dass ein Spiel auch mal 96 Minuten dauern kann.
Von Frank Ziemke